An die Lichtenburg
Grüß dich Gott, Du alt Gemäuer - grüß dich Gott viel tausendmal
wieder kam ich Dein Getreuer, her zu dir aus tiefem Tal.
Hoch empor aus grünen Wäldern, ragt dein Bergfried weit ins Land,
blickt herab auf goldne Felder und manch steile Felsenwand.
Zwar die Hallen sind verfallen, nieder sinket Stein um Stein,
durch gebrochne Fenster ziehen Wettersturm und Sonnenschein.
Wo einst edle Ritter gingen und manch Fräulein hochgesinnt -
steht auf grünbemoosten Steinen heut des Burgvogts blondes Kind.
All die tapfren Ritterrecken - die Geschlechter ruhn im Grab -
nur noch die Geschichte meldet, was hier einstens sich begab.
Stolze Namen sind verklungen, Trümmer nur ließ uns die Zeit -
eine Welt liegt hier versunken, voller Pracht und Herrlichkeit.
Wenn ich muss nun wieder scheiden und zum letzten Male seh' -
rings die Berge, Wald und Felder von des Bergfrieds steiler Höh'
Will ich mit dem letzten Blicke, segnend heben meine Hand:
Schütz dich Gott, du Burg, Du alte und Dich schön' Ostheimer Land